RA Marco SchneiderArtikelMedizinrechtTelemedizin: Eine Behandlung per Webcam – Chancen und Risiken

8. Mai 2023

Was ist Telemedizin?

Telemedizin bezeichnet die medizinische Versorgung und Beratung von Patienten durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Die Telemedizin ermöglicht die Übertragung von medizinischen Daten wie Vitaldaten, Bildern oder Ton- und Videodaten zwischen Ärzten und Patienten an verschiedenen Orten, oft über große Entfernungen hinweg.

Durch die Telemedizin können Patienten medizinische Beratung und Versorgung erhalten, ohne physisch in einer Arztpraxis oder Klinik präsent zu sein. Die Technologie kann in verschiedenen medizinischen Bereichen eingesetzt werden, beispielsweise in der Notfallmedizin, bei der Überwachung von Patienten, der Fernbehandlung und Beratung von chronisch Kranken oder der Diagnosestellung und Therapieüberwachung.

Die Telemedizin kann die medizinische Versorgung insbesondere in ländlichen Gebieten verbessern, in denen die medizinische Infrastruktur nicht so gut ausgebaut ist, oder in Gebieten, in denen der Zugang zu Fachärzten beschränkt ist. Sie kann auch Zeit und Kosten für Patienten und Ärzte sparen.

 

Telemedizin: Chancen und Herausforderungen aus rechtlicher Sicht

Die Telemedizin, also die medizinische Versorgung von Patienten über digitale Kanäle, hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren. Insbesondere während der COVID-19-Pandemie wurde deutlich, wie wichtig telemedizinische Angebote sein können, um die medizinische Versorgung von Patienten aufrechtzuerhalten. Doch neben den vielen Chancen, die die Telemedizin bietet, gibt es auch einige rechtliche Herausforderungen, die es zu beachten gilt.

Datenschutz und Datensicherheit

Einer der wichtigsten rechtlichen Aspekte bei der Telemedizin ist der Datenschutz. Bei der Übertragung von sensiblen medizinischen Daten wie Diagnosen oder Behandlungsplänen müssen Ärzte und Patienten sicherstellen, dass die Daten sicher übertragen werden und nicht in falsche Hände geraten. Zudem müssen alle an der Telemedizin beteiligten Personen, wie Ärzte oder technische Dienstleister, die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und andere relevante Datenschutzvorschriften einhalten.

Zulässigkeit der Fernbehandlung

Ein weiterer wichtiger rechtlicher Aspekt bei der Telemedizin ist die Zulässigkeit der Fernbehandlung. Grundsätzlich sind Ärzte in Deutschland dazu verpflichtet, ihre Patienten persönlich zu untersuchen und zu behandeln. Die Fernbehandlung ist jedoch in bestimmten Fällen erlaubt, beispielsweise bei der ärztlichen Beratung oder bei der Verschreibung von Medikamenten. Die genauen Voraussetzungen und Grenzen der Fernbehandlung sind in der Musterberufsordnung der Ärzte festgelegt und können je nach Bundesland unterschiedlich ausgestaltet sein.

Haftungsfragen

Ein zentraler Punkt bei der Telemedizin sind die Haftungsfragen. Wer haftet, wenn es bei einer Fernbehandlung zu einem medizinischen Fehler kommt? Gilt die gleiche Haftung wie bei einer persönlichen Behandlung oder gibt es hier Unterschiede?

Grundsätzlich gilt, dass Ärzte auch bei der Fernbehandlung ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen müssen. Das bedeutet, dass sie die medizinischen Standards und Vorschriften einhalten und eine ordnungsgemäße Beratung und Behandlung durchführen müssen. Verstößt ein Arzt gegen diese Pflichten und kommt es dadurch zu einem medizinischen Fehler, kann er für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden.

Allerdings gibt es bei der Fernbehandlung einige Besonderheiten zu beachten, die auch Auswirkungen auf die Haftung haben können. So ist beispielsweise die Diagnosestellung bei einer Fernbehandlung oft schwieriger als bei einer persönlichen Untersuchung. Auch die Dokumentation der Fernbehandlung muss sorgfältig erfolgen, um im Fall eines medizinischen Fehlers nachweisen zu können, dass alle notwendigen Schritte eingeleitet wurden.

Wie können Ärzte und Patienten das Risiko von Haftungsfragen in der Telemedizin minimieren?

Um das Risiko von Haftungsfragen in der Telemedizin zu minimieren, sollten Ärzte und Patienten einige grundlegende Regeln beachten. Dazu gehört beispielsweise, dass die medizinischen Standards und Vorschriften auch bei der Fernbehandlung eingehalten werden müssen. Zudem sollten Ärzte und Patienten regelmäßig kommunizieren und sicherstellen, dass alle wichtigen Informationen ausgetauscht werden.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Dokumentation. Alle Schritte der Fernbehandlung sollten sorgfältig dokumentiert werden, um im Fall eines medizinischen Fehlers nachweisen zu können, dass alle notwendigen Schritte eingeleitet wurden. Auch die Einwilligung des Patienten sollte schriftlich dokumentiert werden.

Fazit

Die Telemedizin bietet Patienten viele Vorteile, birgt aber auch einige rechtliche Herausforderungen. Insbesondere in Bezug auf Haftungsfragen sollten Ärzte und Patienten sorgfältig vorgehen, um das Risiko von medizinischen Fehlern und Haftungsfragen zu minimieren. Eine ordnungsgemäße Dokumentation und Einhaltung der medizinischen Standards und Vorschriften sind hierbei von zentraler Bedeutung.

RA Marco Schneider